Montag, 12. Februar 2024

[Rezension] Staying was the hardest part


Autor: Rabia Dogan

Titel: Staying was the hardest part – Hardest Part, Band 1)

Gattung: Liebesroman

Erscheinungsdatum: 28. September 2023

Verlag: Carlsen Verlag

ISBN: 978-3-551585349

Preis: 14,00 € (Paperback) & 9,99 € (Kindle-Edition)

Seitenzahl: 384 Seiten

**Ich höre tausend Worte in deiner Stille**

Nachdem Evrens Bruder vor fünf Jahren verschwunden ist, verfällt sie nach und nach in ein Schweigen – die Ärzte diagnostizieren ihr Mutismus. Die Stille ertränkt nicht nur ihren Wunsch, Medizin zu studieren, sondern auch die Verbindungen zu allen Menschen, die ihr nahestehen und begegnen. Talhah, der ihr viel zu häufig über den Weg läuft, lässt sich von Evrens Mauern jedoch nicht beirren. Dabei trägt er selbst eine Geschichte von Flucht und Verlust in sich, die ihm jegliche Stabilität hätte nehmen müssen – dennoch ist er der erste sichere Grund, den Evren unter ihren Füßen spürt. 


Für mich ein absolut perfektes Cover. Ich liebe die seichten, hellen Farben in Kombination mit den Händen und ganz besonders den Mohnblumen. 

Ich will euch nicht anlügen, aber für mich war dieses Buch ein absoluter Cover-Kauf und erst jetzt, wo ich nicht wusste, welches Buch ich mit in den Urlaub nehmen sollte, habe ich mir den Klapptext richtig durchgelesen. Dieser klingt super vielversprechend und ich habe es innerhalb weniger Tage durchgelesen. 

Den Großteil der Geschichte erleben wir aus Sicht der weiblichen Protagonistin Evren, die seit dem Verschwinden ihres älteren Bruders kein Wort mehr gesagt hat. Prinzipiell ist Evren eine gut ausgearbeitete Protagonistin, deren Gedanken und Gefühlswelt gut nachvollziehbar waren und doch hatte ich hin und wieder das Bedürfnis ihr mitzuteilen, dass ihr Leben bzw. das Leben ihrer Familie keineswegs so weltbewegend dramatisch ist, wie sie sich dies unzählige Male ausgedacht hat. Natürlich ist das Verschwinden ihres Bruders traumatisch und hat jedes mitspielende Familienmitglied wohl nachhaltig verändert. Doch es erweckte gerade bei Evren das Gefühl in mir, dass sie jemandem die Schuld für ihr Schweigen geben möchte. Dabei zeigt das Voranschreiten des Buches recht deutlich, dass sie die Blockade in ihrem Kopf durchaus überwinden kann, wenn sie will. 

Talah mochte ich mit seiner ruhigen, geduldigen, aber auch etwas verspielten Art sehr gerne. Und genau wie Evren hat das Leben es mit ihm und seiner Familie nicht immer gut gemeint, allerdings finde ich, dass sein Trauma im Vergleich zu Evren zu wenig Raum bekommt und deutlich macht, wie anders Menschen sich in solchen Situationen verhalten können. 

Für mich wird hier eine sehr aktuelle und dennoch fast schon alltägliche Thematik aufgegriffen, die in den letzten Jahren wohl immer mehr an Bedeutung verloren hat: die Einzelschicksale der Flüchtlinge. Durch Presse und die hohe Anzahl an flüchtigen Personen fängt man irgendwann an alle über einen Kamm zu scheren und klammert sich gerne an negative Beispiele. Ich finde, dass dieses Buch auf ehrliche Art und Weise zeigt, dass nicht jeder Flüchtling eine Last sein muss und dass diese Menschen genauso um unsere Anerkennung und Gemeinschaft kämpfen, wie um ihre eigene und dass wir niemals vergessen sollten, jeder von uns könnte sich irgendwann in genau der gleichen Situation wiederfinden. 

Ich gestehe, den Schreibstil fand ich gerade zu Beginn sehr steif. Evrens Gedanken wirkten recht deprimierend und teils zu neutral. Der Einstieg ins Buch viel mir so leider sehr schwer. 

Trotz den vielen positiven Aspekten, weiß ich noch nicht, ob ich mir den Folgeband kaufen werde, vermutlich ja. 


Ein großartiges Debüt mit spannender Thematik und reichlich Tiefgang. Für mich persönlich hätte sich Evren früher mit ihren eigenen Gefühlen auseinander setzen müssen und Talahs Trauma mehr im Vordergrund stehen sollen, aber trotzdem hat mir die Geschichte wirklich gut gefallen. 

Von mir gibt es 4 von 5 Sternen.

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