Dienstag, 2. September 2025

[Rezension] Hidden Lies

Autor: Charlotte Richter

Titel: Hidden Lies – Mein Geheimnis kann dich töten

Gattung: Dystopie

Erscheinungsdatum: 15. September 2022

Verlag: Arena Verlag

Preis: 18,00 € (Gebundenes Buch)

Seitenzahl: 448 Seiten
Noch vor wenigen Monaten gehörte Kara zu denen, die nach der Ansteckung mit Morbus Shade in besinnungslosem Wahn ihre Mitmenschen angegriffen und eine völlig zerstörte Welt zurückgelassen haben. Nun ist die Bevölkerung in die zwei Lager der Infizierten und der Gesunden aufgeteilt und es scheint unmöglich, die Seiten zu wechseln. 
Fast unmöglich. Denn mithilfe ihrer Familie gelingt es Kara, sich als gesund auszugeben, und nach Hause zurückzukehren . Ein Medikament hält die Infektion, die noch immer in ihr lauert, in Schach. Doch die Medizin wird bald aufgebraucht sein und dann wird Kara wieder zum aggressiven Monster werden. Ihr unaussprechliches Geheimnis lastet schwer auf ihrer Seele. Nur wenn sie mit Adrian zusammen ist, gelingt es ihr, die Vergangenheit kurz zu vergessen. Doch obwohl sie sich immer mehr zu ihm hingezogen fühlt, darf sie sich ihm niemals anvertrauen. Weil Adrian fast seine gesamte Familie durch den Ausbruch von Morbus Shade verloren hat, ist er wild entschlossen, alle Infizierten zu bekämpfen . Und das ist noch nicht die ganze Wahrheit. Denn Kara hat etwas getan, das sie selbst sich niemals verzeihen wird - und das ihre Liebe für immer zerstören würde. 

Puh, meinen Geschmack trifft dieses Cover nicht unbedingt. Ich habe das Buch tatsächlich als Überraschungs-Exemplar online gekauft und muss - gerade nach dem umwerfenden Inhalt - leider zugeben, dass ich es so im Laden wohl nicht in die Hand genommen hätte. 

Dieses Buch liegt bereits seit einigen Jahren vergessen auf meinem Stapel ungelesener Bücher. Jetzt habe ich mithilfe einer App den Zufall entscheiden lassen, welche Geschichte mich als nächstes begleiten darf – und Hidden Lies war der glückliche Gewinner. Und, meine Fresse, von der ersten bis zur letzten Seite bin ich total gefesselt und begeistert worden, dass ich es bereue, dass das Buch so lange ungelesen geblieben ist. 
Protagonistin ist Kara, die wir während ihrer letzten Stunden auf einer Isolierstation kennenlernen dürfen. Kara hat sich mit dem sogenannten Morbus Shade infiziert, was sie ohne das heilende Serum in eine wütende und mordende Bestie verwandelt. Kara war in meinen Augen eine großartige Protagonistin. Ich habe ihre Zweifel und Ängste, aber vor allem ihre Schuldgefühle unfassbar gut nachvollziehen können. Ich mochte, wie sie sich selbst immer wieder versichern musste, dass sie als einfaches Mädchen kaum eine Welt retten könne und dennoch weitergekämpft hat. Ihre Emotionen waren greifbar und authentisch – die Autorin hat ganze Arbeit geleistet Kara lebendig und facettenreich zu gestalten, was mir extrem gut gefallen hat. 
Mit jedem voranschreitenden Kapitel, mit jeder gelesenen Seite werden die Spannung und der Druck innerhalb des Buches größer. Die einzelnen Fraktionen, wie die Security und die Initiative neben den Infizierten, die sich selbst immer wieder gegeneinander aufwiegen. Wie einzelne Ausschnitte aus den Leben der Nebencharaktere, allen voran Adrian, sowie Karas Freundinnen aus der Isolationshaft, waren faszinierend und geben immer wieder Einblicke in die vergangenen Geschehnisse und emotionale Bandbreite der Charaktere. Ab Mitte der Geschichte konnte ich das Buch gar nicht mehr weglegen und musste einfach erfahren, wie Karas Leben ihren Lauf nimmt. 
Die Liebesgeschichte zwischen Kara und Adrian nimmt im Ganzen betrachtet wenig Raum ein und kann trotzdem überzeugen. Ich kann beide Seiten verstehen, sie, mit der Angst im Herzen, dass das Virus wieder ausbricht und er die Wahrheit erfährt. Und er, der die Infizierten eigentlich aus tiefstem Herzen hasst, bis ihm klar wird, dass seine Zuneigung zu Kara und seine Angst seine Schwester nicht schützen zu können, vielleicht nicht alles sind, was ihm geblieben ist. 
Ich persönlich fand „Hidden Lies“ wahnsinnig spannend und kann gleichzeitig dennoch zugeben, dass der Höhepunkt des Buches noch einen Ticken dramatischer und fesselnder hätte sein können. Was zum Glück nichts daran ändert, dass inhaltlich alles richtig gemacht wurde. Etwas enttäuscht bin ich allerdings vom Ende. Ich habe mir sehnlich einen aussagekräftigen Epilog gewünscht. Gerade die Aussprache zwischen Kara und Lisa – Adrians Schwester – hätte ich gerne miterlebt und genauso wie Kara mit ihren toten Freunden umgeht. Auch wie die Welt sich weiterentwickelt, wie das Leben der Infizierten weitergeht, welche Herausforderungen noch kommen. Auch das Schicksal einiger Nebencharaktere würde mich brennend interessieren. 
Auch sollte ich vielleicht erwähnen, diese Geschichte ist nichts für Zartbesaitete. Es gibt Kämpfe, Blut, Gewalt und einige Tode zu beklagen. Außerdem liegt über dem ganzen Buch, die alles entscheidende Frage der Schuld und wie wir selbst mit unseren Emotionen umzugehen gedenken. Deutlich zeigt sich ebenso, wie schnell die Menschlichkeit in Krisensituationen vergessen wird und ich selbst hoffe, dass ich niemals bei solch apokalyptischen Zeiten dabei sein muss – nicht das ich mir so etwas aussuchen könnte. 
Nichtsdestotrotz habe ich das Buch von der ersten bis zur letzten Seite absolut genossen und kann mich nur wiederholen: Ich bereue, dass ich mit dem Lesen so lange gewartet habe. Empfehlen kann ich euch es allemal!

Von mir gibt es 5 von 5 Sternen.

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