Freitag, 26. August 2022

[Rezension] Firekeeper's Daughter

Autor: Angeline Boulley

Titel: Firekeeper's Daughter

Gattung: Jugendbuch

Erscheinungsdatum: 21. März 2022

Verlag: Cbj

ISBN: 978-3-570166017

Preis: 20,00 € (Gebundenes Buch) & 14,99 € (Kindle-Edition)

Seitenzahl: 560 Seiten


Die 18-jährige Daunis Fontaine hat nie wirklich dazugehört, weder in ihrer Heimatstadt noch in der nahe gelegenen Ojibwe-Reservation. Denn sie ist halb weiß, halb Native American. Daunis träumt von einem Neustart am College, wo sie Medizin studieren möchte. Doch als sie sich plötzlich um ihre Mutter kümmern muss, beschließt Daunis, die eigenen Pläne vorerst auf Eis zu legen. Der einzige Lichtblick ist Jamie, der neue und sehr charmante Spieler im Eishockeyteam von Daunis‘ Bruder Levi. Daunis genießt seine Aufmerksamkeit und hat sich gerade in ihrem Leben eingerichtet, als sie Zeugin eines schrecklichen Mordes wird. Damit nicht genug, wird sie vom FBI rekrutiert, um undercover zu ermitteln. Widerstrebend willigt Daunis ein und erfährt so Dinge, die ihre Welt vollkommen auseinanderreißen …


Ich gestehe, dass es sich bei diesem Buch um Liebe auf den ersten Blick gehandelt hat. Der hellbeige fast weiße Hintergrund in Kombination mit den kontrastreichen Farben Blau, Gelb und Rot ziehen als erstes die Aufmerksamkeit des Betrachters auf sich. Dann folgt die Kenntnisnahme der beiden Gesichter und abschließend das Ergebnis der beiden Seitenansichten als Schmetterlingsflügel, sowie die kleinen Details. 


Achtung diese Rezension enthält Spoiler!


Ich habe dieses Buch ganz zufällig beim Stöbern in meiner Lieblingsbuchhandlung entdeckt. Wie Ihr meiner Beschreibung vom Cover entnehmen könnt, konnte mich auf den ersten Blick nicht nur das Äußere des Buches überzeugen. Auch der Inhalt klang wahnsinnig vielversprechend. Dazu muss ich sagen, dass die Thematik der Native Americans absolut zu unrecht so selten in Büchern lebendig wird. Leider muss ich gestehen, dass es zwischen mir und Firekeeper's Daughter letztlich nicht so richtig funkten wollte. Für mich war es das erste und womöglich letzte Buch dieser Autorin. Wie immer gibt es dafür ganz unterschiedliche Gründe:

Wir erleben die gesamte Geschichte aus der Sicht von Daunis. Wie der Klapptext uns bereits verrät hat Daunis seit ihrer Geburt mit der Problematik zu kämpfen nirgends richtig dazuzugehören. Sie ist nämlich zur Hälfte eine Weiße und eine Native American. Für mich war sie leider ein sehr durchwachsener Charakter: ich fand sie sehr sprunghaft, sie durchlebt während des Buches mehrere kleine Identitätskrisen, gerade am Anfang war sie mir viel zu naiv und vertrauensselig. Dazu möchte ich aber sagen, dass sich ihr Verhalten gegen Ende des Buches wesentlich bessert. Irgendwann erreicht sie nämlich den Punkt, an dem ihr klar wird, dass jeder etwas zu verbergen hat. Sogar Menschen, die ihr besonders nahe stehen. 

Ziemlich schnell zu Beginn des Buches lernen wir Jamie kennen. Seine Rolle als Undercover-Agent fliegt ziemlich schnell auf, gleichzeitig konnte man sich ja denken, dass es sich bei ihm um ein FBI-Mitglied handelt, schließlich sind er und sein Partner, als einzige neu in der Stadt. Für mich blieb er bis zum Ende extrem blass. Dass liegt vermutlich daran, dass sowohl wir als Leser, als auch Daunis viel zu wenig über ihn erfahren. In meinen Augen jede Menge verschwendetes Potenzial. Aus Jamie hätte die Autorin viel mehr herausholen können. 

Schwierig fand ich des weiteren den Schreibstil bzw. die Übersetzung davon. Er war durchgängig geprägt von indigenen Begriffen, was an sich nichts schlechtes ist. Leider gestaltet sich die Aussprache dieser Wörter sehr schwierig und wurde somit irgendwann zu anstrengend zum Lesen. Es half auch nicht, dass französische und amerikanische Wörter dazukamen. Vielleicht wäre es hilfreich gewesen, wenn es eine Art "Aussprache-Hilfe" am Ende des Buches gegeben hätte, damit man die Chance bekommt die Wörter richtig zu sprechen. Was ich jedoch gut fand, waren die zahlreichen Informationen, die wir am Ende des Buches finden können: ein Glossar, Erklärungen zu Wörtern, sowie eine Historische Einordnung. 

Insgesamt war das Buch spannend, es gab allerdings einige langatmige Phasen. Der Einstieg nahm schnell Fahrt auf und machte das Weiterlesen wirklich einfach. Aber gerade durch den Schreibstil und die Atempausen, musste ich mich zwischenzeitlich wirklich zum Lesen zwingen. 

Ich bleibe gleich mal beim Ende des Buches. Dieses war einfach extrem unbefriedigend. Der eigentlich Drahtzieher des Ganzen entkommt und bleibt auf freiem Fuß. Die Protagnisten scheint sich spirituell weiterentwickelt zu haben, ihre Umgebung ließ sich von dem Ganzen Chaos und den Morden schwer in andere Bahnen lenken. Jamie - oder wie auch immer er wirklich heißt - geht auf die Suche nach sich selbst. Und zum schlimmsten Punkt, zu dem ich noch komme, Daunis Vergewaltiger bekommt nicht die Strafe die er in meinen Augen verdient. 

Seit einigen Jahren brandet immer mal wieder die Diskussion zu Trigger-Warnungen für Bücher auf. Dieses Buch fällt für mich definitiv in das Raster bei dem man die Leser womöglich vorwarnen sollte. Und das ist leider auch der Punkt der dieses Buch in vielerlei Hinsicht ruiniert hat: Wie mit Daunis Vergewaltigung umgegangen worden ist, war in meinen Augen einfach nur falsch. Das Bild, dass vermittelt worden ist - der Umgang der Protagonistin mit diesem Vorfall, wirft ein erschreckend schwarzes Bild auf die ganze Geschichte. Die Autorin hat sich soviel Mühe damit gemacht die indigene Bevölkerung, ihr Leben und ihre Lebensweise auf tiefergehende und warmherzige Art zu vermitteln, dass diese Zeilen einfach nur ein Schlag ins Gesicht waren. Ihr müsst einfach bedenken, dass dieses Buch offiziell als YA-Buch gelistet ist, also sich hauptsächlich an Jugendliche richtet. Ich hätte mir einfach gewünscht, dass die Autorin auch für diese Art von Betroffenen die richtige Richtung eingeschlagen hätte. 


Grundsätzlich behandelt dieses Buch eine wirklich interessante Thematik, die leider durch eine naive Protagonistin, einen schwierigen Schreibstil, sowie die Bedenkenlosigkeit der Autorin zu einem bestimmen Thema in vielen Dingen schlecht umgesetzt ist. 

Von mir gibt es 2,5 von 5 Sternen.

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