Autor: Caroline Brinkmann
Titel: Aurora – Das Flüstern der Schatten (Die Flüsterchroniken, Band 1)
Gattung: Romantasy
Erscheinungsdatum: 10. August 2022
Verlag: cbt
ISBN: 978-3-570314791
Preis: 13,00 € (Taschenbuch) & 9,99 € (Kindle-Edition)
Seitenzahl: 400 Seiten
Die Stadt Hansewall ist zerrissen. Tagsüber herrscht die Gottheit des Lichts, doch die Nacht gehört einem gefürchteten Dämon.
Als Aurora loszieht, um ihm, dem Herrn der Käfer, Einhalt zu gebieten, weiß sie, dass eine fast unmögliche Aufgabe vor ihr liegt. Trotzdem ist sie bereit alles zu opfern – ihr Leben und sogar ihre große Liebe. Was sie nicht ahnt: Nur wenige Stunden später wird sie ohne jede Erinnerung auf dem Boot von Kaz erwachen, einem Jungen mit grauen Sturmaugen, der seine wahre Identität vor ihr geheim hält.
Ehe sie sich versehen, werden die beiden in einen Kampf aus Intrigen und Verrat hineingezogen, bei dem sie niemandem trauen können, denn in Hansewall können aus Freunden schnell Feinde werden. Und sie müssen sich entscheiden, auf welcher Seite sie stehen: Licht oder Dunkelheit?
Ich habe dieses Buch rein zufällig entdeckt. Da ich vom Cover und vom Inhalt begeistert war, habe ich es natürlich sofort gekauft. Für mich ist es das erste Buch von Caroline Brinkmann, obwohl ich bereits einige Bücher aus dem cbt-Verlag kenne.
Schweren Herzens muss ich allerdings sagen, dass das Innere des Buches nicht mit dem Äußeren mithalten kann. Ich habe recht schnell zu Beginn des Buches gemerkt, es geht vieles zu schnell. Für mich wirkte es leider so, als hätte die Aufarbeitung des Plots der zwischencharakterlichen Ebene komplett die Show gestohlen. Dazu später aber mehr.
Wir durchstreifen die Welt von Hansewall aus mehreren Sichten. Um genau zu sein, aus vier: Juna (Aurora), Kaz, Elian und Nyx. Für mich fängt die Problematik dieses Buches hier bereits auf den ersten Seiten an. Die Emotionen der Charaktere waren so wenig ausgearbeitet, dass das Buch extrem oberflächlich wirkt - hier fehlen durchweg die kleinen Details, die Protagonisten ihre Lebendigkeit verleihen: Kleine Eigenarten, eine aussagekräftige Vergangenheit, Herzenswünsche o. ä. Ich glaube dies wurde zusätzlich durch die Tatsache gefördert, dass die Charaktere beinahe so viel Zeit getrennt verbringen, wie zusammen. Somit konnte sich dieser bunte Haufen untereinander kaum kennenlernen, und wir die Charaktere als Leser ebenso wenig. Des Weiteren hätte ich mir grundsätzlich mehr Tiefgang bei den Protagonisten gewünscht - dann hätte ich am Ende dieser Reise mehr mit fiebern können. Die Gedankengänge von Juna und Co. waren mir oftmals zu gradlinig: sie scheinen ihre eigenen Gefühle kaum in Frage zu stellen und ihre Aktionen noch weniger zu durchdenken. Dazu kann ich euch einige Beispiele nennen. Im gesamten Buch wir sehr deutlich und mehrfach betont, dass Undinen ihr Herz nur ein einziges Mal verschenken. Schnallt Elian das? Kein bisschen, obwohl sie quasi 24/7 an seinem Rockzipfel hängt und ihn anhimmelt. Der Inhalt verrät uns ja bereits, dass Juna ihr Gedächtnis verliert. Natürlich begegnet sie ihrem ehemaligen Freund Elian wieder - er erzählt ihr, dass sie sich kennen und was macht sie? Richtig, sie glaubt ihm einfach, ohne auch nur ansatzweise auf die Idee zu kommen, seine Worte seien gelogen. Kaz träumt sein Leben lang davon ein Seefahrer zu werden - als dieser Traum an der Realität zerschellt, dauert es gefühlt keine zehn Minuten bis er einen neuen Traum hat. Trotz dieser Aspekte ist Nyx letztlich meine Favoritin. Bei ihr hatte ich wenigstens in einigen Augenblicken das Gefühl, ihre Emotionen kommen bei mir an.
Was mich gleich zum nächsten negativen Aspekt bringt: Die Beziehung zwischen Juna und Kaz. Sorry Leute, aber diese Liebe auf den ersten Blick war so an den Haaren herbeigezogen. Ich habe immer noch das Bedürfnis beide zu packen und zu schütteln mit den Worten "Ihr kennt euch doch gar nicht!". Denn so fühlt es sich trotz dieser 400 Seiten leider an. Wir erfahren ja nicht einmal, was genau sie am jeweils anderen mögen. Viel zu unrealistisch für mich.
Was mir letzten Endes irgendwie dem Spaß am Lesen verdorben hat, war das unfassbar verschwendete Potenzial dieses Buches. Vor allem die Möglichkeiten der Plottwists sind ungenutzt vorbeigezogen. Wir erfahren relativ zum Anfang des Buches was Kaz in Wirklichkeit ist - und als ich diese Zeilen gelesen habe, ging mir durch den Kopf, was für eine großartige Wendung dies für das Buch hätte sein können. Hier fehlte es einfach an Fingerspitzengefühl, um die Geheimnisse dieser Protagonisten den Lesern immer wieder unter die Nase zu reiben, ohne sie aufzulösen. Gerade hier habe ich gemerkt, dass die Geschwindigkeit mit der das Buch voranschreitet, die Wirkung dieser Offenbarungen komplett zunichte gemacht hat.
Ich hätte mir zudem gewünscht, dass wir eine ausgiebigere Beschreibung von Hansewall bekommen. Gleiches Spiel, wie bei den Plottwists - jede Menge Potenzial, nur leider nicht genutzt. Wie sehen die unterschiedlichen Kleidungen aus? Aus welchem Material sind sie gemacht? Was isst man für gewöhnlich? Was wird getrunken? Gebräuche? Feste? Freizeitaktivitäten? Oder Unterschiede zu anderen Städten? Dieses Buch hat 400 Seiten, meiner Meinung nach hätte man diese fehlenden Informationen (und Emotionen) durchaus mit einarbeiten können.
Das Ende war durchschnittlich. Hier hat es sich die Autorin zu leicht gemacht. Wie immer ging alles zu schnell und in meinen Augen lief es für die Charaktere einfach zu glatt. Was uns zurück zu den fehlenden Plottwists bringt. Dieses Buch steht sich in vielen Dingen leider selber im Weg.
Für mich leider ein sehr oberflächliches und durchschnittliches Buch. Die Protagonisten wirken wenig durchdacht, die Handlungen der Charaktere sogar noch weniger, das Setting hätte mehr Aufmerksamkeit verdient und insgesamt habe ich selten ein Buch gelesen, dass so viel vorhandenes Potenzial nicht ausnutzt.
Liebe Jana, Du bist so erfrischend ehrlich;)
AntwortenLöschenAlles Liebe
Kalli
Sollten Rezensionen nicht ehrlich sein? :)
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