Samstag, 15. Oktober 2022

[Rezension] Projekt DreamWalker

Autor: Christoph Zachariae

Titel: Projekt DreamWalker - Band 1: Die Schatten

Gattung: Fantasy

Erscheinungsdatum: 23. Dezember 2021

Verlag: Lucid Dreams

ISBN: 978-3-7557-4030-8

Preis: 14,99 € (Taschenbuch) & 25,00 (Gebundenes Buch) & 4,99 € (Kindle-Edition)

Seitenzahl: 452 Seiten


Traumforscher Dr. Jakob Lem arbeitet im Schlaflabor der Berliner Charité an der revolutionären Behandlungsmethode Therapeuten in die Träume anderer Menschen zu schicken: Projekt DreamWalker. Seine fünfzehnjährige Tochter Isabella ist hochsensibel. Sie hält sich von Geräuschen und Menschen fern und zeichnet lieber Insekten im Garten. Nur in ihren Träumen ist sie frei, denn Isa ist Klarträumerin, genau wie ihr Vater. Dr. Lem fördert das Talent seiner Tochter und will sie zur DreamWalkerin ausbilden. Nach einem Verkehrsunfall liegt Dr. Lem im Koma und Projekt DreamWalker droht das Aus. Isa kann sich ein Leben ohne ihren Vater nicht vorstellen. Zum ersten Mal geht sie ein Risiko ein und bricht als DreamWalkerin zu einer Reise ins Unbekannte auf. Kann Isa den Traum ihres Vaters finden und ihn aus dem Koma wecken?


Hätte ich dieses Buch in einem Buchladen gesehen, hätte ich es mit hoher Wahrscheinlichkeit in die Hand genommen. Die gewählte Farbpalette finde ich gut gewählt, grade diese Mischung aus Braun- und Kupfertönen passt nämlich sehr gut zum Inhalt. Gleichzeitig mag ich die Illustrationen sowie die Ornamente in den Ecken sehr. Und die kleinen Käfer, die beinahe versteckt die Ecken des Buches zieren, machen das Cover für mich zu einem kleinen Meisterwerk. 


Ich habe dieses Buch nicht selber entdeckt, sondern bin netterweise vom Autoren angeschrieben worden, ob ich nicht Lust und Zeit hätte sein Buch zu lesen und zu rezensieren. Wie bereits geschrieben gefiel mir das Cover auf den ersten Blick sehr gut, gleiches gilt genauso für den Inhalt, weshalb ich letztlich zugestimmt habe. Bisher habe ich noch kein Buch von Christoph Zachariae gelesen - dieses ist also mein erstes von ihm.

Für mich ist dieses Buch nicht nur das erste Rezensionsexemplar seit einer sehr langen Zeit, nein, es ist zudem ein Buch ohne eine romantische Liebesbeziehung zwischen den beiden Protagonisten. Denn wie der Klapptext bereits deutlich macht, geht es hier um eine Vater-Tochter-Beziehung. Dr. Jakob Lem, der Traumforscher, ist in meinen Augen ein gut ausgearbeiteter Charakter. Gerade die Unterfütterung seines Seins mit einigen Ausschnitten aus seiner Vergangenheit, dem Ziel seiner Forschung und die Liebe zu seiner Tochter machen ihn sehr menschlich. Seine Tochter, Isabella - kurz Isa - ist seit jeher eine Außenseiterin: Sie liebt Käfer, die Stille und das Lesen von Büchern, gleichzeitig oder zusätzlich dazu ist sie gehandicapt durch ihren inneren Zwang Menschen nicht ins Gesicht sehen zu können, Gefühle anderer wenig nachvollziehbar zu finden und ihrem Bedürfnis normal zu sein. 

Die Geschichte um die DreamWalker erleben wir sowohl aus Sicht von Dr. Lem als auch durch die Augen seiner Tochter Isa, sowie in Ausnahmefällen aus Sicht einiger der wiederkehrenden Nebencharaktere. Ich denke, dass der Autor damit eine sehr gute Wahl getroffen hat. Gerade bei Isa. Dadurch das Isa nicht der Norm entspricht wäre es schwer geworden ihr Verhalten und ihre Intentionen nachzuvollziehen. 

Der Schreibstil gefiel mir insgesamt gut, das liegt daran, dass wir hier die richtige Mischung aus Informationen und Gefühlen den Protagonisten haben. Bedingt durch die wissenschaftliche Thematik unterlegt mit vielen Fachwörtern wirkte das Ganze zudem sehr glaubhaft. Apropos Wissenschaft, der Autor hat die perfekte Balance zwischen Realität und Fantasie gefunden, für mich als Laie wirkt alles rund um das Traumlabor sehr realitätsnah und lädt gleichzeitig zum Träumen ein. Mir waren die Beschreibungen zu Käfern oder zur Architektur teilweise etwas zu ausschweifend, obwohl ich anerkennen muss, dass der Autor definitiv wusste wovon er schreibt. 

Leider muss ich zugeben, dass das Buch insgesamt spannender sein könnte. Gerade die erste Hälfte des Buches enthält viele Informationen und zieht sich dadurch etwas in die Länge. Die zweite Hälfe ist diesbezüglich besser, gerade zum Ende hin, aber ich hatte das Gefühl, hier ist noch Luft nach oben. Ein weitere Sache, die mir nach Beenden des Buches durch den Kopf ging, ist folgendes: Es gibt sehr viele Rätsel, die Traumforschung ist ja keineswegs ausgereift. Ich hätte mir gewünscht, dass einige dieser losen Fäden zueinander finden. So habe ich, genau wie Isa, immer noch einen riesigen Knoten im Gehirn, bei dem ich nicht weiß, ob ich mich beim Lesen des zweiten Bandes an alles erinnern kann. Auch muss ich zugeben, bis wir als Leser an den Punkt gelangen, an den uns der Klapptext des Buches empfängt, dauert es wirklich sehr lange. Alles davor ist in gewisser Weise durchaus interessant und wie gesagt gut geschrieben, aber man wartet beinahe vergeblich darauf, dass die Geschichte richtig in Fahrt kommt. 

Ähnlich wie bei der Spannung erging es mir mit dem Ende des Buches: Es war gut - aber in meinen Augen gibt das vorhandene Potenzial des Buches einfach noch mehr her. Ich hätte mir mehr Drama, mehr Herzschmerz - sowohl bei Isa als auch bei Dr. Lem - gewünscht. Dies liegt in erster Linie wohl an der besonderen Verbindung, die diese beiden miteinander haben. Dem entgegen steht allerdings Isas komplizierte Gefühlswelt. Gleichzeitig muss ich zugeben, dass ich mir gewünscht hätte, dass das Buch einige Seiten früher endet. Am Höhepunkt sozusagen bzw. dass die Kapitel nach dem Aufeinandertreffen von Vater und Tochter, ohne Dr. Lem weitergehen. Natürlich besteht immer noch eine gewisse Neugier auf den zweiten Teil - aber irgendwie weiß man ja jetzt schon was aus ihm wird. 


Insgesamt ein gutes Buch, dessen größte Schwäche darin liegt, das vorhandene Potenzial nicht zur Gänze ausgenutzt zu haben. Gleichzeitig besitzt der Autor die Gabe realitätsnah und fantasievoll zugleich zu schreiben, unterfüttert von einem wunderbaren - wenn auch zeitweise zu ausuferndem - Schreibstil. 

Von mir gibt es 3,5 von 5 Sternen.

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