Donnerstag, 30. Juni 2022

[Rezension] Die sechs Kraniche

 Autor: Elizabeth Limm

Titel: Die sechs Kraniche

Gattung: Fantasy

Erscheinungsdatum: 18. März 2022

Verlag: Carlsen Verlag

ISBN: 978-3-551584557

Preis: 16,00 € (Taschenbuch) & 12,99 € (Kindle-Edition)

Seitenzahl: 480 Seiten


Prinzessin Shiori hat ihre verbotenen magischen Kräfte bisher sorgfältig verborgen. Doch am Morgen ihrer arrangierten Hochzeit verliert sie die Kontrolle über ihre Magie. Ihre Stiefmutter Raikama wittert in ihr eine gefährliche Konkurrentin. Sie verbannt die Prinzessin, verwandelt ihre Brüder in Kraniche und belegt Shiori mit einem Fluch: Sobald ein Wort über ihre Lippen kommt, wird ein Bruder sterben. Auf der Suche nach den Kranichen entdeckt Shiori eine Verschwörung mit dem Ziel, den Thron zu übernehmen. Um das zu verhindern, braucht sie ausgerechnet die Hilfe ihres unbekannten Bräutigams – und sie ist auf alles gefasst, aber nicht darauf, sich zu verlieben ...



Mir gefällt dieses Cover wirklich gut. Ich mag die illustrierten Kraniche, insgesamt sind es auf dem vorderen Einbanddeckel sogar besagte sechs, die Farbwahl und auch die Randornamente. Leider muss ich aber zugeben, dass ich dieses Cover nicht so schön finde, wie die englische Version. Trotzdem ist es ein Augenschmaus.



Wie bereits angedeutet ist das Cover bzw. die Buchaufmachung mitsamt des Goldschnittes ein echter Hingucker, zum Kauf bewogen hat mich allerdings der Klapptext. Bisher habe ich kein einziges Buch dieser Autorin gelesen. 

In diesem Buch begleiten wir die Prinzessin Shiori, die nicht nur durch einen Zauber nicht erkannt wird, nein, sie kann auch nicht sprechen und findet sich selbst fernab ihrer Heimat wieder. 

Wir erleben dieses Buch nur aus Shioris Sicht. Ich muss sagen, ich hätte mir sehr gerne einige Aspekte aus der Sicht einiger anderer Charaktere gewünscht. Beispielsweise aus der Sicht von Shioris verzaubertem Papiervogel Kiki. 

An dieser Stelle greife ich mal etwas vorweg: die Charakterentwicklung war großartig! Shiori war gerade zu Beginn für mich ein sehr schwieriger Charakter, natürlich liegen die Weichen dafür auch nicht sonderlich ideal: Sie ist nämlich nicht nur eine Prinzessin, sie ist das jüngste Kind des Kaisers und wird zwangsverheiratet. Irgendwo kann ich also verstehen, dass sie teilweise etwas hochtrabend, etwas verzogen und bockig ist. Dies machte sie mir in solchen Momenten leider nicht sympathischer. Wie bereits angedeutet, ändert sich dies Gott sei Dank. Gerade ihr monatelanges Schweigen lehrt sie nämlich ihre Worte mit mehr Bedacht zu wählen, sie fängt an über ihr eigenes Wohl hinauszudenken, wirkt insgesamt erwachsener und entdeckt eine eigene Weitsicht, die für ihr Königreich sicherlich noch von Belag sein wird. 

Hier ein kleiner Spoiler, wer das Buch also noch nicht kennt, liest bitte erst beim nächsten Absatz weiter! Takkan, ihr Verlobter, nimmt, wie im Klapptext bereits angedeutet, eine größere Rolle ein. Am Anfang verwechselt Shiori in mit einem Soldaten, für mich war es tatsächlich ziemlich schnell, ziemlich offensichtlich. Nichtsdestotrotz wurde dieser schnell zu einem meiner Favoriten-Charaktere. Das liegt daran, dass er nicht das perfekte Ebenbild eines Prinzen ist. Er schreibt lieber Geschichten, macht mit seiner jüngeren Schwester Unsinn, wirkt stellenweise tatsächlich sogar verunsichert und nicht so selbstbewusst wie man zunächst vermuten würde. 

Bedingt durch Shioris erzwungenes Schweigen, liegt die Vermutung nahe, dass es relativ wenige Dialoge gibt. Hierbei bin ich schnell überrascht worden, da es sogar recht viele Konversationen gibt. Der Großteil findet zwischen der Prinzessin und ihrem magischen Papiervogel statt. Und ich denke auch, dass das ganze Buch ohne Kiki, insgesamt weniger überzeugt hätte. Die Geschichte gewann mit ihr extrem viel Lebendigkeit und Dynamik. 

Ein Punkt, der mir leider bis zum bitteren Ende nicht gefallen hat, war Shioris Holzschüssel. Grundsätzlich hatte ich das Gefühl, dass die Autorin damit nur vermeiden wollte, dass man die Prinzessin fernab des Schlosses erkennen kann. Ich verstehe, dass hier nach einer anderen Lösung als dem Üblichen gesucht wurde, das Ergebnis konnte mich leider nicht überzeugen. Einfach weil das Ganze in meinem Kopf einfach nur lächerlich aussehen musste. 

Das Ende des Buches war für mich bei weitem der stärkste Teil. Der Plot nimmt eine, durchs Lesen angedeutete, Wendung und überzeugt insgesamt mit jeder Menge Gefühl und gleichzeitig dem Bedürfnis Shiori und ihre Brüder auf ihrer Reise zu begleiten. 

Die Beziehung zwischen Shiori und Takkan steht nicht im Fokus der Geschichte, lässt sich allerdings wunderbar lesen. Apropos, der Schreibstil von Elizabeth Limm war angenehm, flüssig und gänzlich verständlich. 

Eine letzte Sache noch: Ich war am Ende des Buches tatsächlich überrascht, als ich feststellen durfte, dass es sich hierbei gar nicht um einen Einzelband handelt. Der zweite Band "Der Schwur des Drachen" erscheint am 27.01.2023. 


Zusammengefasst lässt sich sagen, dass es sich bei diesem Buch um eine hübsch verpackte Grundidee handelt. Die Charaktere entwickeln sich weiter, es gibt einen Plottwist, eine schöne Liebesgeschichte vermengt mit einer schönen, asiatisch angehauchten Welt.


Von mir gibt es 4 von 5 Sternen.

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