Donnerstag, 29. Dezember 2022

[Rezension] Als die Bücher das Flüstern lernten


Autor: Felicitas Brandt

Titel: Als die Büchern flüstern lernten - Sammelband

Gattung: Romantasy

Erscheinungsdatum: 31. August 2022

Verlag: Drachenmond Verlag

ISBN: 978-3-959916820

Preis: 21,90 € (Taschenbuch)

Seitenzahl: 709 Seiten


Wenn Feenstaub Geschichten lebendig macht … Als Waisenkind hat Hope früh gelernt, niemandem außer sich selbst zu vertrauen. Ihre einzigen Begleiter sind ihre Bücher und die Geschichten, die diese ihr zuflüstern. Auf der Suche nach ihrer Vergangenheit und einer Möglichkeit, im verschneiten England die Nacht zu überstehen, trifft sie auf Sam. Ziemlich nerdig und sehr schwer wieder abzuschütteln. Ehe Hope entscheiden kann, was sie von Sam hält, werden sie unverhofft in eines der Bücher hineingezogen und landen … ja, wo eigentlich?



Dieses Cover ist für mich pure Perfektion. Die Schrift, die Blumen, das Buch und auch die Farbwahl treffen genau meinen Geschmack und machen dieses Buch in jedem Regal zu einem Hingucker. Gleiches gilt auch für die Illustrationen, die jeden Kapitelanfang säumen. 


Für mich war dieses Buch das allererste dieser Autorin, obwohl ich bereits eine Vielzahl von Büchern aus dem Drachenmond Verlag gelesen habe. Entdeckt habe ich das Buch auf Social-Media als der Verlag uns das Cover und den Inhalt präsentiert hat. Ich war von beidem wahnsinnig angetan und habe mir das Buch prompt vorbestellt und bei Eintreffen sofort mit dem Lesen angefangen. Leider gleich an dieser Stelle der Hinweis, dass das Buch in meinen Augen extrem enttäuschend war. 

Ich habe schnell gemerkt, dass ich Hope als weibliche Protagonistin nicht sonderlich mag. Die Hauptgründe dafür sind folgende, ich empfand ihren Charakter als auffallend egoistisch, sehr voreingenommen, ihre eigenen Bedürfnisse waren weitestgehend wichtiger als die der anderen. Für mich besitzt sie zudem kaum die Gabe der Empathie, ihre erste Amtshandlung besteht sehr häufig darin vor ihren Problemen davonzulaufen, sowie die Schuld bei anderen zu suchen. Dass sie dann ohne richtigen Aufwand oder Mühe plötzlich kämpfen kann wie eine Amazone und beinahe ebenso starke Zauber wirken kann, kratzte für mich leider an Unglaubwürdigkeit. 

Man sagt, einer von zweien liebt immer etwas mehr, das beste Beispiel dafür ist Sam. Das erste, dass mir bei ihm in den Sinn kommt ist die Tatsache, dass ich niemals so lange an Hopes Seite geblieben wäre wie er. Er war ihr gegenüber immer höflich und nett, aber in meinen Augen hat sie das nie so richtig zu schätzen gewusst. Nach ihrem ersten Abenteuer in der Feenwelt hätte ich ihr an Sams Stelle die Hand gegeben und ihr viel Glück gewünscht. Dabei gehört Sam zu meinen wenigen Favoriten. Nerd, dennoch mutig, treu und loyal, nicht auf den Mund gefallen und so ziemlich einer der besten Reisegefährten den man sich vorstellen kann. Leider muss ich sagen, dass ich das Verhalten von Sams Familie gegenüber Hope als extrem unrealistisch empfunden habe. Die Tatsache, dass sie Hope beinahe widerstandslos in ihrem Haus leben lassen und überfreundlich sind, machte bei mir den Eindruck als wollte die Autorin auf Biegen und Brechen versuchen uns Sams Familie sympathisch zu machen und Hope eine Familie aufs Auge zu drücken. Hat für mich beides nicht funktioniert. 

Wir haben hier eine wirklich interessante Grundidee, die leider die ein oder andere Logiklücke aufweist. Beispielsweise konnte man die Mahre (= die bösen Handlanger) im ersten Teil mit etwas Mühe bezwingen. Sie wurden definitiv getötet und die Charaktere konnten sich in Sicherheit bringen. Später braucht man für ihre Vernichtung angeblich eine besondere Waffe und sie sind beinahe unbezwingbar. Was, wenn ich es nicht überlesen habe, so nicht genauer ausgeführt wird - obwohl die Möglichkeit, dass die Mahre durch die steigende Präsenz des Bösen selbst auch stärker werden durchaus da ist. 

Ich finde, dass die Karte durchaus eine süße Idee ist. Nur nutzt sie dem Leser so nicht wirklich etwas. Weil Hope und Sam irgendwie überall mal auftauchen und ganze Landstriche überqueren ohne, dass das Ganze eine gewissen Logik oder Reihenfolge folgt. 

Insgesamt ist der Schreibstil wirklich angenehm. Allerdings sind mir auch hier negative Dinge aufgefallen. Zum einen kommt das Wort "Mum" so häufig vor und variiert so wenig, dass ich hoffe, es in den nächsten Büchern die ich lese nicht wieder sehen zu müssen. Merkwürdig dabei finde ich einfach, dass nicht nur Hope ihre Mutter so nennt, sondern dass alle anderen das offenbar auch tun müssen. Auch finde ich, dass wir gerade im ersten Teil recht viele Rechtschreibfehler haben, die den Lesefluss etwas stören. 

Buchtitel sind ein schwieriges Thema und es kommt gerne mal vor, dass sie nicht so richtig zum Inhalt eines Buches passen möchten. Grundsätzlich finde ich, dass sich dieser Titel super schön anhört und sich ebenso schön lesen lässt. Für mich passt er aber leider nicht so richtig zum Buch. Zum ersten Teil passt dieser Buchtitel noch sehr gut, beim zweiten und dritten Teil ist das Flüstern der Bücher so wenig von Bedeutung, dass ich mich schon frage, ob nicht ein anderer Titel besser gepasst hätte. 

Ich gestehe, ich habe bei diesem Buch etwas getan, dass ich bei keinem anderen Buch in diesem Jahr auch nur in Betracht gezogen habe. Ich habe einige Passagen tatsächlich überblättert. Nach Hopes Treffen mit dem ach so geheimnisvollen Maskierten und ihrem Verhalten beim dem klärenden Gespräch danach, waren meine geringen Sympathien für Hope zur Gänze aufgebraucht. Neben ihrem Verhalten fand ich ebenso das Verhalten der Königin der Elfen einfach nur kindisch. Kein Wunder, dass beide sich beinahe an die Gurgel gehen, wenn beide sich wie zwei Kleinkinder verhalten und mindestens genauso oft so reagieren. 

Das Ende war leider wie der Rest des Buches und für mich eine herbe Enttäuschung. Die Auflösung um das Verschwinden von Hopes Eltern, der finale Kampf, das Ende der Königin der Elfen. Um ehrlich zu sein, konnte mich nichts davon fesseln - vielleicht war es nach diesen 700 Seiten für mich einfach nicht mehr möglich diesem Buch etwas positives abzugewinnen. 


Nachdem ich schnell realisiert habe, dass ich die weibliche Protagonistin nicht mag, wurde das Buch für mich zu einer riesigen Enttäuschung. Das Cover ist absolut traumhaft und auch die Grundidee kann überzeugen, nur leider schaffen diese beiden Aspekte es nicht das Buch vor einer kindischen Protagonisten, einem treudoofen männlichen Protagonisten, erzwungenem Charakterverhalten und Vorhersehbarkeit zu retten. Schade. 

Von mir gibt es 2 von 5 Sternen.


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